In der Schulgarderobe

In der Schulgarderobe

Heute hole ich Theo von der Ganztagesschule ab. Bei der Begrüßung fliegen mir aufgeregt viele, viele Worte entgegen. Hausbauen, Mädchen, stehlen, ausrutschen, 1 Stunde nicht mehr mitspielen dürfen und manche mehr. Ich kann die Geschichte nicht sinnerfüllt verstehen und bitte Theo noch einmal von vorne zu beginnen. Theo erzählt: „Wir haben heute Häuser gebaut. Das hat voll viel Spaß gemacht. Die Mädchen haben uns Matten gestohlen. Ich wollte sie wieder zurück stehlen. Da bin ich ausgerutscht und hab unser Haus kaputt gemacht. Dann waren sie böse und ich hab eine Stunde nicht mehr mitspielen dürfen. Nach der Stunde war das Spiel aus und die Häuser aufgeräumt.“ Schade denke ich mir. 

Schade um die gemeinsame Spielzeit und die vielen Übungsmomente im gemeinsamen Tun. Ich frage Theo: „Warum hast du denn nicht deinen Mund verwendet und STOPP gesagt, als die Mädchen die Matten wegnahmen? Oder holt euch wo anders Materialien, oder fragt die Nachmittagsbetreuung, anstatt die Matten wieder zurück zu stehlen?“.

Noch bevor ich meine Gedanken und Vorschläge zu Ende formulieren kann richtet sich Theo groß vor mir auf und antwortet in klaren Worten: “ Oh, das ist ein guter Trick. Dann rede ich beim nächste Mal mit meinem Mund.“

Theos Reaktion berührt mich und ich denke mir: „Wir müssen unseren Kindern früh genug diese „Tricks“ lernen. „Tricks“ die sie befähigen die eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu spüren, sich mitteilen zu lernen und sie auch passend einfordern zu können. „Tricks“ die sie befähigen, die Bedürfnisse der Anderen wahrnehmen und respektieren zu lernen. „Tricks“ um im Kleinen zu lernen, „Wie tun wir gut miteinander“ um es im Großen nützen zu können.

An uns Erwachsene die Erinnerung: Diese Momente sind Übungsmöglichkeiten!  Übungsmöglichkeiten in denen wir ein bisschen Dirigenten spielen dürfen und das könnte so ausschauen: „Oh du bist ausgerutscht … jetzt ist das Haus kaputt.“ Reinfühlen lassen. „Hmm schau, Julian ärgert sich jetzt.“ Zeit geben was für Gedanken und Gefühle, Vorschläge und Lösungen hoch kommen. „Ja, das ist eine gute Idee, die Matten wieder aufzustellen.“ Reinfühlen lassen und Reaktionen wahrnehmen. „Hmm, was fühlst du und möchtest du den Mädchen gerne sagen…?“ Einen guten Schluss groß machen „Wie schön, ihr habt gemeinsam eine Lösung gefunden. Jetzt könnt ihr wieder gut miteinander spielen.“ Es geht nicht darum alle Probleme aus der Welt zu räumen. Es geht darum Kinder in guter Atmosphäre zu begleiten, ihre Hindernisse und Probleme auf  aufmerksame, empathische und respektvolle Weise lösen zu lernen.

gudrun

1 Kommentar bisher

Andrea Huber Veröffentlicht am6:38 - 16. Februar 2019

Liebe Gudrun,

ja, das finde ich gut. Zeigen wir den Kindern mehr Tricks…

LG

Andrea